Löst das 3-4-jährige Kind seine Mutterverbindung und hat es den ersten Dreierschritt seiner Menschwerdung vollzogen: Gehen-lernen, Sprechen-lernen, im Ich-sagen und durch die Sprachfähigkeit ein anfängliches denkendes Bewusstsein entwickelt, so kann die Eurythmie einsetzen.
Bewegung ist das Lebenselement des kleinen Kindes. Welche Freude empfinden Kinder, wenn sie hüpfen, laufen und sich rege betätigen können. Bereits beim Anschauen einer Bewegung wird es sogleich davon ergriffen, die Äuglein strahlen, bis es angeregt die Bewegung nachahmt. Ein kleines Kind kann einem geliebten Menschen alles nachahmen was er tut, alles nachplaudern, was er spricht, auch ohne zu verstehen. Diesem Vertrauen müssen wir uns stets würdig erweisen, wenn die Kinder uns zur Sprache und zu Klangelementen eurythmisch nachahmen.
Wir bemühen uns, durch eurythmische Bewegungen die Verbindung zu den geistigen Urbildern aufrecht zu halten, wie z.B. eine schützende, einhüllende Gebärde sich im Laut B, und eine staunende, sich seelisch öffnende Gebärde im Laut A offenbart. Das Kind will in der Eurythmie Vertrautem begegnen, z.B. durch rhythmische Verse über Tiere und Blumen, Elementarwesen, Handwerkern etc. und will sich von dieser Erdenperspektive aus mit allem, was es urbildhaft in sich trägt, neu verbinden. Es ist ein ständiges Atmen zwischen freudig-hinausgehen in die Welt und sich geborgen-fühlen in einer schützenden Hülle; ein sich rhythmisch vollziehender Inkarnationsprozess.
Wird das Kind in die menschlichen Tätigkeiten mit freudigen, schönen Bewegungen urbildhaft hinein geführt, so stärken wir insbesondere in den ersten sieben Jahren die Lebenskräfte, die für die Bildung der Organe, des Stoffwechsels, des ganzen Leibes zuständig sind, und den in ihm erwachenden Lebenswillen.
Dieser Lebenswille bewirkt Initiativ- und Durchhaltekraft, um unser Leben zu meistern und zu gestalten. Durch das Nachahmen der Gesten und Gebärden, die es in Freiheit ergreift, kann es Schwere und Müdigkeit überwinden und nervöse Unruhe harmonisieren.