Das in unserer Einrichtung gelebte Bild vom Kind ist geprägt von der Achtung seiner Persönlichkeit, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Ethnie, seinem Geschlecht, seiner Religion oder einer möglichen Beeinträchtigung. Die Pädagog*innen sehen in jedem Kind seine einzigartige Individualität und begegnen den individuellen Entwicklungswegen mit dem gebührenden Respekt.
In der Waldorfpädagogik lebt von jeher eine inklusive Grundhaltung, indem Heterogenität als Normalität betrachtet wird.
Ziel unseres pädagogischen Handelns ist es, jedem Kind geeignete Rahmenbedingungen für seine individuelle Situation und seine Bedürfnisse zu geben, damit es sich zurechtfinden und wohlfühlen kann. So ist unsere vorrangige Intention, günstige Voraussetzungen für die ureigene Entwicklung aller betreuten Kinder zu schaffen. Jedes Kind soll in seiner Individualität wahr- und angenommen werden.
Ein Vater zweier Kinder, davon eines mit schwerer Mehrfachbehinderung brachte es recht treffend mit folgender Aussage zum Ausdruck:
„Das Normale im Außergewöhnlichen anerkennen, im Normalen das Besondere berücksichtigen…“
Kinder sind tätige Wesen, die sich aus eigenem Antrieb entwickeln und bilden. Die Kinder lernen voneinander, fördern sich gegenseitig und steigern ihre schöpferischen Fähigkeiten. Es ist uns ein Anliegen, mit Kindern mit und ohne Behinderung gemeinsam das Alltagsleben zu gestalten. Kinder mit Behinderung fordern uns auf, geeignete assistierende Hilfen zu entwickeln, um ein Miteinander zu ermöglichen. Inklusion bedeutet für uns, dass jeder ein gleichwertiges Mitglied unserer Gesellschaft ist und nicht erst „integriert“ werden muss. Es ist unser Bestreben, die bestmöglichen Zugangsvoraussetzungen zu schaffen zur Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen. Bei der Bildungs- und Erziehungsarbeit in unserem Kindergarten wird die ganz individuelle Lebenslage jedes einzelnen Kindes berücksichtigt. Dies bezieht sich auf Kinder mit Migrationshintergrund genauso wie auf Kinder mit und ohne Handicap.
Familien aus den verschiedensten Kulturkreisen und mit unterschiedlichen Religionen sind uns willkommen. Auch Familien mit Fluchterfahrungen haben ihren Platz in unserer Gemeinschaft und wir betrachten es als ein Geschenk, gemeinsam an einer offenen Gesellschaft im Kleinen zu arbeiten, wo jeder seinen Platz findet. Die in unserem Leitbild verankerten Ideale Respekt, Akzeptanz und Toleranz jeder Individualität gegenüber erstrecken sich selbstverständlich auf das kulturelle und religiöse Miteinander. Durch alltägliche Erlebnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Besonder- und Verschiedenheiten aller Menschen, gleich welcher Kultur oder Religion sie angehören, entwickelt sich ganz beiläufig interkulturelle Kompetenz und gegenseitiger Respekt und Akzeptanz. Eine Vielfalt der Kulturen und Mehrsprachigkeit betrachten wir als Chance, sich gegenseitig zu bereichern, zu verstehen und voneinander lernen zu können.
Neben der sozialen Herkunft, Migrationshintergrund und Beeinträchtigungen ist uns auch die uneingeschränkte Akzeptanz der Geschlechtervielfalt eine Selbstverständlichkeit. Das bedeutet für uns, den Fokus stets auf die Unterstützung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und somit auch der eigenen Geschlechtsidentität zu legen. Eine vorurteilsbewusste bzw. urteilsenthaltsame Haltung und die entsprechenden Kommunikations- und Umgangsformen sind uns wichtig, um festgesetzte Strukturen aufzubrechen und sich für die Vielfalt zu öffnen, um Vorurteile und Diskriminierungen auszuschließen.
Unsere inklusive Arbeit hat als Grundvoraussetzung die Einbeziehung der Lebenswelten aller Kinder im gemeinsamen Erfahrungsprozess. Wir erleben dies als große Bereicherung auf allen Ebenen und ganz besonders im Hinblick auf die Entwicklung des sozialen Miteinanders.
Die Waldorfpädagogik hat eine sehr positive Auswirkung auf die Gesamtentwicklung aller Kinder. Für sie bietet der rhythmisch angelegte Tagesablauf mit seinen Wiederholungen Struktur, Orientierung und Sicherheit. Ein Gefühl von Gemeinsamkeit wird durch die mit der gesamten Gruppe eingenommenen Mahlzeiten und durch Elemente wie dem Morgen- oder den Abschlusskreis gebildet. Die wiederkehrenden Abläufe und Rituale mit viel unterstützender Gestik können auch von Kindern mit kognitiver Beeinträchtigung oder Kindern mit Sprachbarriere meist rasch verinnerlicht werden und lassen sich dann durch die Transparenz leicht antizipieren. Das Prinzip des Vorbilds und der Nachahmung stärkt das Kind in seinen körperlichen, seelischen und geistigen Kräften und bietet die Grundlage für die Willensbildung. Die Ausbildung der Sinne wird durch die Raumgestaltung, künstlerische und kreative Tätigkeiten und Bewegungsangebote unterstützt. Die tägliche Sprachpflege durch das Erzählen von Märchen, bei Fingerspielen, Reigenarbeit, beim Sprechen von Versen und Reimen, Singen etc. bietet gerade Kindern mit Beeinträchtigungen und beim Zweitspracherwerb einen verlässlichen Rahmen, sich an Kommunikation und sozialem Miteinander zu beteiligen.
Es ist für die gesamte Kindergartengemeinschaft Normalität, dass Menschen verschieden sind, wodurch Berührungsängste gegenüber den Besonderheiten des Anderen abgebaut werden. Gleichzeitig wird das Einfühlungsvermögen der Kinder und der Erwachsenen gestärkt und ihre sozialen Erfahrungen erweitert.
Wir werden von einer fest angestellten Motopädin (Bewegungs- und Wahrnehmungsförderung) an zwei Wochentagen unterstützt. Bislang werden bis zu fünf Kinder mit besonderem Förderbedarf bei uns begleitet, bei erhöhtem Bedarf erhalten sie zusätzlich Unterstützung von einer eigens bewilligten Inklusionsassistenz (face to face). Hinzu kommt die wöchentlich stattfindende Logopädie/Sprachtherapie bei uns im Haus (durch eine Kooperation mit einer externen Praxis) und natürlich profitieren die Kinder auch durch die Eurythmie. Unser qualifiziertes und engagiertes Team bietet eine ganzheitliche Förderung aller Kinder und eine gute Unterstützung und Begleitung der Eltern in ihren unterschiedlichen Lebenslagen.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern eines Kindes mit Behinderung unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse auch innerhalb der Familie ist uns ein Herzensanliegen. Regelmäßige Elterngespräche und runde Tische unter Einbezug der Eltern bringen viele Sichtweisen auf einzelne Aspekte zusammen. Eine gute Kooperation mit den Eltern bedeutet uns, Entlastung zu bieten, die Begleitung und Förderung des Kindes möglichst transparent zu machen und bei besonderen Fragestellungen auch weitere Unterstützungssysteme hinzuzuziehen.
Themenspezifische Fortbildungen sind für alle Mitarbeiter*innen erwünscht und werden regelmäßig in Anspruch genommen. Wir besuchen regelmäßig den Arbeitskreis Inklusion der Stadt Gummersbach, den „Runder Tisch Inklusion“ der Waldorfvereinigung und nehmen die Fachberatung Inklusion der Waldorfvereinigung in Anspruch.
Spannend ist stets der Übergang Kindergarten-Schule, so dass wir frühzeitig im Jahr vor der geplanten Einschulung mit allen Beteiligten gemeinsam über die geeignete Schulform beraten.
Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Kooperation mit Ärzten, externen Therapeuten und Beratungsstellen notwendig, um alle Kinder nach besten Möglichkeiten zu unterstützen. Gemeinsam arbeiten wir an heilpädagogischen Fragen, damit jeder Mitarbeiter jedes Kind auf seinem besonderen Lebensweg individuell begleiten und unterstützen kann in Respekt vor seinem ureigenen Schicksal.